Der ( fast ) vergessene Krieg
1914 – 1918
Über 100 Jahre nach Beginn des großen Krieges, der 10 Millionen Opfer forderte, der die europäischen Grenzen verschob, und der nicht zuletzt durch seine Folgen mitverantwortlich war für den Ausbruch des zweiten Weltkriegs (Versailler Vertrag, Besetzung des Rheinlandes, des Ruhrgebiets, Reparationsforderungen…), ist dieser Konflikt zwischen allen
damaligen Großmächten nur noch
selten Thema in den Medien und
in den Lehrplänen unserer Schulen.
"Die Urkatastrophe des vergangenen Jahrhunderts"
Wenn sich in der heutigen Zeit der Tag der deutschen Kriegserklärung an Frankreich (03.08.1914) oder der Tag des Waffenstillstands (11.11.1918) jährt, denkt kaum einer mehr an die Bedeutung dieser Tage. Vielleicht liegt es daran, dass es kaum noch Zeitzeugen gibt, dass mittlerweile auch der letzte Kriegsteilnehmer gestorben ist, vielleicht liegt die Ursache auch darin, dass mit den Gräueltaten des 3. Reichs und den viel höheren Zahlen an Opfern des zweiten Weltkriegs gut 20 Jahre später eine noch viel größere (bezogen auf die Opferzahlen) Katastrophe auf die Welt einstürzte und sich diese vorrangig in das allgemeine Gedächtnis drängte.
100 Jahre später sind die Spuren dieses Krieges fast nur noch in Nordfrankreich zu finden, sieht man mal von den Gräberfeldern deutscher Soldaten auf deutschem Boden ab.
Natürlich gehörte Frankreich zu den Siegern des Krieges, doch hatte auch diese Nation schwer unter den Folgen zu leiden. Fast eine ganze Generation wurde geopfert.
Dort, wo der Krieg am heftigsten wütete, erinnert man sich an die Gefallenen, pflegt man die Orte der siegreichen Schlachten und mahnt die Folgegenerationen.
Bei einem anderen Kriegsausgang wäre es in Deutschland sicher ähnlich gewesen.
"Das Kaiserreich war der Friede. Der Kaiser wollte den Frieden.
Sein Volk wollte den Frieden."
Aus „Der Weltkrieg“ von R.Stratz 1933
Der Krieg, der Moderne Krieg, der soviel neue Massenvernichtungswaffen (Giftgas, Maschinengewehr, Flammenwerfer, Tanks…) hervorbrachte, in dem auf deutscher Seite verachtend von Menschenmaterial gesprochen wurde, der zur damaligen Zeit alle bisher gekannten Dimensionen eines Krieges übertraf, dieser so Menschen verachtende Krieg, brachte Leid und Not nicht nur in die Schützengräben.
Glücklicherweise existiert viel Bild- und Filmmaterial, das dokumentiert, mit welcher Zerstörungskraft dieser Krieg geführt wurde. Zerstörte Städte, Dörfer, die bis zur Pulverisierung zerschossen, die einfach ausgelöscht wurden, Wälder, in denen kein einziger Baum mehr stand und riesige Kraterlandschaften. Fotos von schwerst Verwundeten und von Toten auf den Schlachtfeldern. Diese Fotos erschüttern und machen betroffen.
1984 kam es zu der offiziellen Aussöhnung beider Staaten auf dem zentralen Schlachtfeld Verduns. Der damalige französische Staatspräsident F.Mitterrand(✟1996) und der deutsche Bundeskanzler H.Kohl(✟2017) besiegelten die Deutsch-Französische Freundschaft.
Es bleibt zu hoffen, dass es nie wieder zu einer solch kriegerischen Auseinandersetzung in der Welt kommen wird und dass verfeindete Staaten sich an diesem Beispiel orientieren!
Vielleicht ist es ja auch positiv zu bewerten, dass das heutige Verhältnis beider Staaten geprägt ist von Gemeinsamkeiten und der Freundschaft, und dass nicht die Erinnerung an die Erbfeindschaft, die unsere gemeinsame Geschichte der letzten Jahrhunderte durch unzählige Kriege formte, im Vordergrund unseres gemeinsamen Handelns steht.
Jedoch sollte man - gerade auf deutscher Seite - nicht vergessen, wie viele Menschenopfer der blinde Gehorsam und das laute „Hurra“ gefordert hat, mit dem man im Glauben an einem sicheren und schnellen Sieg in den Krieg gezogen war. Großeltern und Urgroßeltern, deren uneingeschränkte Opferbereitschaft skrupellos ausgenutzt wurde.
Ihr Andenken sollte gewahrt werden!
Ihr meine Lieben!
Vor dem Sturm am 24.April 1915.
Hoffentlich wird Euch kein treuer Kamerad diesen Brief senden brauchen, denn es ist ein Abschiedsbrief. Solltet Ihr ihn in den Händen halten, so wisset denn: ich bin gefallen für meinen Kaiser, für mein Vaterland und für Euch alle.
Es gilt jetzt einen schweren Kampf, und es ist leuchtender, lockender Frühling. Ich habe Euch nichts weiter zu sagen, denn ich habe keine Geheimnisse gehabt. Und wie ich Euch danke für das, was Ihr alle drei mir im Leben Gutes getan habt, wie ich Euch allen für den Sonnenschein und das Glück danke, in dem ich lebte, wisst Ihr. Freudig, dankbar und glücklich werde ich sterben, wenn es sein muss! Dieses aber soll noch ein Gruß der heiligsten Liebe sein für Euch alle, und für alle, die mich liebten. Ich trage diesen letzten Gruß bei mir, bis zum letzten Augenblick. Dann sei er durch treue Kameraden Euch gesandt, Gott behüte und segne Euch und mein deutsches Vaterland!
In inniger Liebe
Euer treuer Walter
Aus „Kriegsbriefe gefallener Studenten“ – Walter Roy, geboren 1. Juni 1894
gefallen April 1915 beim Sturm auf die
Combreshöhe bei Les Eparges