Reisebericht Verduntour
11.April – 17.April 2011
Meine diesjährige Frühjahrstour nach Verdun war komplett anders als die bisherigen.
Statt drei oder vier Tage genehmigte mir meine Familie eine ganze lange Woche am Stück. Für die erste Wochenhälfte hatte ich mich mit Oliver und Isabelle (meine Begleiter der letzten Tour und mittlerweile richtig nette Freunde auch außerhalb Verduns) verabredet, in der zweiten Hälfte gab es ein Wiedersehen mit meinen Stuttgarter Freunden.
Wider Erwarten war mein Stammhaus, das Hotel Les Colombes, ausgebucht. Glücklicherweise hatte Isabelle mit ihrer französischen Mutter vorher versucht telefonisch vorzubuchen. Allerdings bot sich als günstiges Ausweichquartier das Hotel St. Paul, noch etwas zentraler gelegen, an und wir nutzten die Gelegenheit.
Da Oliver und Isabelle einen Tag früher angereist waren, trafen wir uns Montag, 9:00 Uhr vor dem Hotel. Meine Anreise ging wie immer über Autobahn bis Metz und von dort aus weiter über Landstraße. Nach einer netten Begrüßung checkte ich ein und es ging gemeinsam erstmal in die Stadt und in die dortige Buchhandlung.
Nach einer kurzen Runde ging es dann auch schon los in Richtung zentrales Schlachtfeld.
Nach mehreren Wochen intensiver Vorbereitung und Planung (mit sehr toller Unterstützung meines Vereinskameraden Jürgen Reiff – an dieser Stelle nochmals vielen Dank für die Unterstützung!) stand der Plan für die Woche. Besichtigungspunkte waren vorher abgesprochen und ausgearbeitet. Die Ziele hätten allerdings auch für zwei Wochen ausgereicht - leider schafft man nie alles.
Ein Schwerpunkt dieser Tour sollten die Schluchten des zentralen Schlachtfeldes werden.
Wie schon fast traditionell auf meinen letzten Fahrten nach Verdun war das Wetter hervorragend, schon fast zu heiß. Allerdings war die Flora schon viel weiter als in den vergangenen Jahren, so dass die Wälder schon verhältnismäßig grün und dicht bewachsen waren.
Die erste Tour führte uns zu den Hängen des Vauxberges, von wo aus die Deutschen monatelang versucht hatten das Fort zu erreichen und einzunehmen. von einer früheren Tour wusste ich, dass es dort einige deutsche Gräben zu finden gibt. Leider aber war der Wald für uns Geschichtsinteressierte in einem katastrophalen Zustand: Überall lagen abgeholzte Bäume herum, die Gräben zerstört von Forstfahrzeugen.
Nach einer ersten ausgiebigen Runde stärkten wir uns an unserem Parkplatz direkt am Fort Vaux und setzten den Tag anschließend fort, indem wir zu dem Rastplatz an der D913b auf der Höhe Froideterre fuhren. Von dort aus gingen wir in den Wald und machten uns auf die Suche nach den Unterständen MF1 und MF2. Beide sind relativ gut ausgeschildert und daher recht leicht zu finden. Erstaunt war ich allerdings von dem guten Zustand. Allerdings standen sie auch nicht im direkten Kampfbereich. Zum Abschluss führte uns Oliver nun noch zu den ebenfalls imposanten und recht gut erhaltenen gepanzerten Schützenständen an der Fontaine du Roi de Prusse. Danach kehrten wir zum Auto zurück und beendeten diesen Tag anschließend bei 1-2 Bier in unserem Hotel.
Den Dienstag nutzten wir für einen Ausflug in die Argonnen. Hauptziel sollte das von Jean-Paul de Vries geführte Museum Romagne 1914-1918 in Romagne-sous-Montfaucon sein, was sich auch von der Wetterlage an diesem Tag geradezu anbot. Beim Eintritt in das Museum begann es zu regnen, beim Verlassen war es bereits trocken und es schien wieder die Sonne – perfekt!
Was uns alllerdings in dem Museum erwartete war wirklich unbeschreiblich. Die Ausstellung besteht ausschließlich aus Fundstücken, die der Betreiber in den letzten 30 Jahren im Umkreis von 5-6 Kilometern um die Ortschaft herum zusammen getragen hat. Vom Uniformknopf bis zum MG08/15 ist hier alles zu besichtigen. Die Ausstellung befindet sich in einer alten Scheune, die komplett umgebaut und sehr detailgetreu eingerichtet wurde. So kann man dort eine Sanitätsstube und nachempfundene Unterstände besichtigen.
Auch bietet der Betreiber Führungen über die Schlachtfelder an. Herr Jean-Paul de Vries steht jedem Besucher persönlich mit Informationen und für Auskünfte zur Seite. Toll ist auch, dass man viele Ausstellungsstücke anfassen kann.
Für einen Obolus von 5,- ein wirklich empfehlenswertes Ziel!
Zudem führt die Ehefrau im Foyer ein kleines Bistro, in dem man gemütlich sitzen und einen Snack zu sich nehmen kann.
Nach dem Besuch ging unsere Tour weiter in Richtung Apremont. Dort besuchten wir den deutschen Soldatenfriedhof, der sich auf der Mudrahöhe befindet. anschließend ging es dort noch in den Wald, wo wir Teile des Mudralagers entdeckten.
Am späten Nachmittag machten wir uns dann auf den Heimweg in Richtung Verdun.
Der nächste Tag, gleichzeitig der letzte mit Isabelle und Oliver, sollte uns in die Schluchten westlich der ehemaligen Ortschaft Douaumonts führen. Aufgrund eines Tipps von J.Reiff stellten wir den Wagen am Fort ab und gingen über den Trampelpfad zum zerstörten Ort. Von dort aus gelangten wir über einen Feldweg in die Minzeschlucht. Während der Kämpfe um Verdun wurde der Bereich schon recht früh von deutschen Infanteristen eingenommen und bis zur großen Gegenoffensive gehalten. Allerdings stand diese Schlucht unter ständigem französischen Artilleriefeuer, wovon auch heute noch die hohe Zahl herumliegender Blindgänger zeugt. Danach machten wir einen Abstecher in die Ravin du Chaufour und anschließend durch die Calleuvreschlucht zurück zum Douaumont. Sehr beeindruckend, wie viele Spuren der Schlacht sich dort noch vorfinden.
Zum Abschluss unserer gemeinsamen Tage beschlossen wir, noch einen Abstecher ins Memorial zu machen, um dort noch ein paar Bücher einzukaufen. Danach waren unsere drei gemeinsamen Tage vorbei und meine Freunde machten sich auf den Heimweg nach Duisburg.
Für mich ging es zurück ins Hotel St. Paul, in dem ich nach dem Duschen noch meine Fotos sortierte und dann auch relativ schnell einschlief.
Der Donnerstag begann mit dem Auschecken aus dem Hotel St. Paul. Schließlich hatte Jens W. uns für die folgenden Tage im Etap - Hotel einge-bucht.
Treffpunkt mit meinen neuen Begleitern war der Rastplatz im zentralen Schlachtfeld. Pünktlich um 9:00 Uhr kamen Jens und Arne dort an. Nach einem gemeinsamen Frühstück im Freien ging es dann auch schon los.
Da das Areal der 3 Schluchten vom Vortag viel zu groß ist, um an einem Tag alles zu erfassen, beschlossen wir ihnen auf ähnlichem Wege einen weiteren Besuch abzustatten.
Auch hier waren die Eindrücke wieder sehr überwältigend.
Zum Ausgangspunkt am Fort Douaumont zurück gekehrt, führte unser weiterer Weg mit dem PKw in Richtung Flabas. Von alten Luftaufnahmen und Insiderinformationen wussten wir, dass sich in dem den Ort anschließenden kleinen Wald , dem Bois de Saulx, ein deutsches Grabensystem befand. Erstaunt darüber, wie gut es erhalten ist und die einzelnen Gräben in Bezug auf die Luftaufnahmen sehr gut einzuordnen sind, war diese Exkursion sehr spannend.
Anschließend führte unser Weg in nördliche Richtung nach Moirey. Dort existiert noch eine Bunkergruppe. Leider für uns an diesem Tag nur aus der Ferne zu betrachten, da sich die Bunker auf Privatgelände mitten auf einer Weide befinden.
Nach diesem Ausflug beendeten wir den Tag und fuhren zum Einchecken ins Etap. Von dort aus ging es etwas essen und nach dem Duschen besprachen wir bei einem gemeinsames Bier den folgenden Tag.
Auf unserem Plan für den Freitag stand als erster Punkt die Hassouleschlucht. Hierdurch mussten die deutschen Infanteristen zu Beginn der Schlacht auf dem Weg zum Fort
Douaumont. Außerdem lag hier der Weg zurück ins Hinterland zur Ablöse oder für die Verwundetentransporte. Den Wagen stellten wir wieder am Fort Douaumont ab und gingen von dort aus über den Panzerturm – Ost in Richtung Hassoule.
Auch in dieser Schlucht zeugten viele Ausrüstungsgegenstände, Blindgänger und Gräben von der Härte der Kämpfe.
Nach einem ausgiebigen Rundgang bei bestem Wetter ging es zurück zum Parkplatz am Fort, um nach einer kurzen Pause das nächste Tagesziel anzuvisieren.
Einem Abstecher in den Cailettenwald folgte der Besuch des mittlerweile wieder Wasser führenden Vauxteichs.
Von hier aus ging es weiter in den Fumin, in dem sich heftige Gefechte um das Fort Vaux abspielten.Den Wagen parkten wir direkt am Vauxteich und folgten den steil ansteigenden Weg auf der gegenüberliegenden Seite.
In den Hängen des Fumin befinden sich die Unterstände D.V.3 und D.V.4 (R1), die wir nach einem recht anstrengenden Anstieg auch auffanden.
Zurück zum Auto, ging es anschließend ins Hotel. Ein weiterer sehr eindrucksvoller Tag lag hinter uns.
Unsere Ziele für Samstag lagen ausschließlich in dem Areal zwischen Fort Vaux und Tavannes-schlucht. Der Tag begann mit der (leider erfolglosen) Suche nach dem „Petit Depot“, einen Unterstand, südlich vom Fort Vaux, der in der Schlacht schwer umkämpft war. Trotz guter Karten gelang es uns nicht, im Dickicht und dichtem Gestrüpp Spuren dieses total zerstörten Baus aufzufinden.
Es ging von dort also weiter zur „Hohen Batterie“, die zwar ebenfalls im Dickicht versteckt liegt, aber trotzdem relativ gut zu finden ist. Die Beschädigungen dieses Artilleriestandes (auch Batterie von Damloup genannt) lassen nachvollziehen, welch heftige Gefechte hier gewütet haben müssen.
Da Arne und Jens noch nicht im Zwischenwerk Lauffée gewesen waren, und ich es von meiner letzten Tour als sehr sehenswert einstufte, beschlossen wir es als nächsten Punkt anzugehen. Im Gegensatz zum letzten Besuch dieses Werkes, als uns durch die anbrechende Dämmerung eine Besichtigung des Oberbaus als zu gefährlich erschien, schlugen wir uns nach der Innenbesichtigung durch Dornenbüsche hinauf. Auch hier waren die Eindrücke sehr imposant, da sowohl Panzer- als auch Beobachtungsturm während des 2.WK abgebaut wurden und einen Blick von oben ins Werk ermöglichten.
Nach einer kurzen Rast gingen wir weiter in Richtung Tavannesschlucht. Dort besichtigten wir den nordöstlichen Ausgang des gleichnamigen Bahntunnels, der während der Kämpfe ebenfalls eine wichtige Rolle auf französischer Seite spielte. Gelangten doch der französische Nachschub von hier aus an die Front.
Aus der Tavannesschlucht heraus ging es über die D913a zurück zum Fort Vaux.
Der nächste Punkt sollten die Steinbrüche von Haudraumont sein. Also ging es mit dem Auto über die D913 entlang am Beinhaus und dem Bajonettengraben in Richtung Bras.
Am Rastplatz südlich des Haudraumont-waldes parkten wir, um von dort aus einem kleinen Pfad zu folgen, der direkt zu dem hinter Buschwerk und Bäumen versteckten Steinbruch führt. Auch hier waren die vorgefundenen Spuren wieder sehr beeindruckend.
Nach einer weiteren sehr intensiven Fotosession beschlossen wir zum Abschluss des Tages noch einen Abstecher in die gegenüberliegende Ravin de la mort zu machen.
Obwohl ich schon häufiger dort gewesen bin, gibt es dort immer wieder Neues zu entdecken.
Da ein langer anstrengender Tag sich nun langsam dem Ende näherte, beschlossen wir, noch einen Abstecher in den Supermarkt zu machen und anschließend zum Hotel zurück zu kehren. Eigentlich stand für den Abend für mich noch ein weiterer Punkt an. Hatte sich doch über meine Webseite ein netter Kontakt zu Klaus-Jürgen R. ergeben, ein langjähriger Schlachtfeldbesucher, der ebenfalls an diesem Wochenende vor Ort sein wollte und mit dem ich ein Treffen verabredet hatte. Wie es der Zufall wollte trafen wir uns an den Kassen des Supermarktes und erkannten uns gegenseitig, obwohl wir uns nur von Fotos kannten. Nach einer herzlichen Begrüßung und einem anschließendem Geplauder und vielen Anekdoten über seine früheren Touren auf dem Parkplatz des Supermarktes übergab er mir sämtliche Bücher von P. Ettighoffer, die er extra mitgebracht hatte, um sie mir zu schenken. An dieser Stelle noch mal einen ganz herzlichen Dank und viele Grüße auch an Deinen Begleiter! Leider habe ich vergessen Fotos zu machen…
Da ich nach knapp einer Woche Verdun ziemlich platt war und auch noch meine Sachen für die Abreise am nächsten Tag packen musste, wurde leider nichts mehr aus dem gemeinsamen Bierchen am Abend, was aber unbedingt noch nachgeholt werden muss!!!
Nach dem Auschecken aus dem Etap entschieden sich Arne, Jens und ich unsere gemeinsame Tour am Sonntag mit einem Besuch der Zitadelle zu beenden.
Anschließend ging es für Arne und Jens wieder in Richtung Heimat. Ich nutzte die Heimfahrt wie mittlerweile üblich, um weitere Friedhöfe im Hinterland zu besuchen. Dann war auch für mich eine lange Woche Verdun wieder mal Geschichte.
Resümierend bleibt zu sagen, dass es für mich eine tolle Erfahrung ist, über meine Webseite so viele nette Kontakte zu knüpfen, aus denen zum Teil mittlerweile richtig gute Freundschaften entstanden sind. Aber auch die Unterstützung und Tipps, die ich hierdurch erhalte sind inzwischen nicht mehr zu missen. Bei dem Start meiner Webseite hätte ich dies alles niemals für möglich gehalten.
Abschließend zu erwähnen ist, dass sich eine Woche am Stück sehr gelohnt hat. Man konnte viele Ziele verwirklichen und wirklich einiges sehen.
Trotz der Ernsthaftigkeit des Themas blieb genügend Gelegenheit für Späße.
Schön ist es, dass man Freunde hat, mit denen man sich auf so einer Tour gut versteht und währenddessen schon die nächste oder andere Projekte plant!