Verduntour 16.06.12 – 19.06.12
Nachdem mein Kumpel Oliver Meinert und ich uns relativ kurzfristig dazu entschieden hatten, eine Tour nach Verdun zu dieser eher unpassenden Zeit (Fußball – EM + fast Sommer) zu machen, blieb mir nicht viel Zeit für eine ausgiebige Planung. Gottseidank hatte dies Oliver übernommen und die drei Tage sehr gut durch geplant. Einige Punkte standen sowieso schon länger an und bedurften lediglich noch das Ausdrucken der entsprechenden Pläne und das Suchen per Google – Earth nach passenden Parkmöglichkeiten.
Tag 1:
In der Nacht von Freitag auf Samstag ging es dann gegen 3:30 Uhr los. Wie immer führte uns der Weg über Luxemburg. Nach dem Tanken und dem Versorgen mit Zigaretten, setzten wir unsere Fahrt kurze Zeit später fort. Erstes geplantes Ziel für den Samstag war ein Trödelmarkt in Ville-sur-Yron, südöstlich von Verdun. Da uns der Weg vorbei an Jarny führte, legten wir dort einen kurzen Zwischenstopp ein, um uns den örtlichen Friedhof näher anzuschauen. Zwar existieren dort nur einige wenige Gräber aus dem 2. WK, trotzdem fanden wir ein Zeugnis deutscher Besetzer – Vergangenheit aus der Zeit 14-18: Die Friedhofsglocke! Aus einer zersägten Granate, mit deutscher Aufschrift „Friede sei Ihr erst Geläute!“ Hing sie direkt neben einem Friedhofsgebäude. Mittlerweile setzte Regen ein und wir flüchteten zurück zum Auto. Der Regen sollte an diesem Tag zu unserem treuen Begleiter werden….
Weiter ging es über Harville, wo wir die Gelegenheit nutzten und dem deutschen Soldatenfriedhof einen Besuch abstatteten. Zwischenzeitlich hatte es sich eingeregnet. Als wir in der Ortschaft Ville-sur-Yron ankamen, deutete dort leider nichts außer einem Plakat am Ortseingang auf einen Trödelmarkt hin. Wir fuhren den gesamten Ort ab, leider ohne Erfolg. Vielleicht hatte man sich dort ja aufgrund des mittlerweile immer stärker werdenden Regens dazu entschlossen, den Markt abzusagen. Schade, denn von einem Trödelmarktbesuch im letzten Jahr, wissen wir, dass man dort unter Umständen auf manch erschwinglichen Schatz aus der Zeit 14-18 stoßen kann. Werden dort doch sehr häufig Scheunenfunde zum Kauf angeboten.
Wir näherten uns nun Verdun. Das erste richtige Ziel unserer Tour war das Fort Bois Bourrus. Von einem Versuch, das Fort im Jahre 2010 zu erkunden, wussten wir, dass das Haupttor zugemauert ist und die Brücke entfernt wurde. Diesmal wollten wir uns allerdings nicht so schnell damit abfinden und nach einem versteckten Zugang suchen. Nach einer sehr intensiven und anstrengenden Suche stießen wir tatsächlich auf eine „mühevolle“ Möglichkeit, ins Fortinnere vorzustoßen. Es lohnte sich. O.M., der das Fort noch aus der Zeit kannte, in der man es ganz normal durch das Haupttor betreten konnte, hatte mir nicht zu viel versprochen. Wir verbrachten etwa 3 Stunden im Inneren des Werkes und fotografierten fast jede Einzelheit. Der Regen hatte mittlerweile nachgelassen und wir nahmen den nächsten Punkt unseres Programms in Angriff. Die Hänge der Höhe 304. Aus vielen Berichten von Bekannten wussten wir, dass Spuren der Stellungen und Kämpfe dort nur noch schwer zu finden sind.
Der wieder heftig einsetzende Regen machte die Suche nicht einfacher. Nach etwa einer Stunde Marschieren über verschlammte Wege und durch dicht zugewachsene Wälder brachen wir unser Unternehmen ab. Bis auf unzähliger Granattrichter, zweier Blindgänger und einer Sappe, die im Unterholz verschwand, konnten wir leider keine weiteren Spuren auftun. Der Rückweg führte uns durch den Wald von Malancourt. Da ich mich mit diesem auch schon seit einiger Zeit beschäftige, hielten wir an einer geeigneten Stelle an und wagten uns trotz strömenden Regens ein Stück hinein.
Das Bild glich dem was wir auf Höhe 304 vorfanden. Allerdings etwas weniger dicht bewachsen. Viele Spuren waren jedoch an dieser Stelle nicht mehr erkennbar. Nach einer knappen Stunde entschlossen wir uns zur Weiterfahrt. Jetzt wollten wir unser Gepäck loswerden und checkten diesmal im Etap ein. Der Grund für die Wahl dieses Hotels liegt auf der Hand, ist es doch das einzige uns bekannte Haus vor Ort, dass „Das Erste“ empfängt. Für uns an diesem Wochenende unverzichtbar, da dort die Partie gegen Dänemark übertragen wurde.
Nachdem wir das Fahrzeug leer hatten, beschlossen wir, so klitschnass wie wir waren, noch einmal zum zentralen Schlachtfeld aufzubrechen. Dort befand sie das letzte für den Samstag geplante Ziel: Die Vauxschlucht oder besser Ravin de Bazil. Da ich bereits im April für einige Stunden dort gewesen war, reizte es mich, die Gegend noch einmal ausgiebiger zu erkunden. Auch hier machte es uns der heftige Dauerregen ziemlich schwer. Ausrüstungsgegenstände, Blindgänger und viele Stollen ließen erkennen, wie heftig dieser Abschnitt des Schlachtfeldes umkämpft war. Nach weiteren zwei Stunden entschlossen wir uns, den Tag völlig durchnässt und erschöpft zu beenden.
Tag 2:
Die ersehnte Wetterbesserung war eingetreten. Schon morgens um 7:00 Uhr deutete sich an, dass wir an diesem Sonntag zumindest mit trockenem Wetter rechnen durften.
Der Plan für den Tag sah einen Ausflug nach Süden, zum St. Mihiel – Keil vor. Erstes Ziel war das Fort Paroches, welches ca. 5 km nördlich von St. Mihiel auf einer Höhe liegt.
Zwar hofften wir auf der Fahrt dorthin vielleicht doch noch zufällig auf einen Trödelmarkt zu stoßen, wurden aber leider enttäuscht. So waren wir nach einer ¾ Stunde Fahrt an unserem Ziel angekommen. Das Fort ist relativ gut mit dem PKW zu erreichen. Die letzten 300 – 400 Meter führen allerdings zu Fuß durch ein um diese Jahreszeit ziemlich dicht bewachsenes Waldstück. Dafür war der Einstieg in das Werk noch durch das reguläre Tor, das nicht zugemauert war, möglich. Wer weiß, wie lange noch…
Das Fort war sehr interessant. Wir machten viele Fotos und blieben 2 Stunden im Inneren.
Da unser Programm für den Sonntag ziemlich umfangreich war, wir aber durch das Fußballspiel am Abend zeitlich eingeschränkt waren, machten wir uns zügig auf zur Weiterfahrt. Abgesehen von einigen Zwischenzielen auf der Route, war unser nächstes Hauptziel das Fort Liouville. Da dieses Fort von einem kleinen Verein aus Marbotte betreut wird, ist es auch nur einmal im Monat öffentlichzugänglich. Aus unseren Recherchen wussten wir, dass dies am dritten Sonntag im Monat ist, also im Juni der 17., genau unser Sonntag.
Durch Vereinsmitglieder werden dort Führungen angeboten. Der einzige Nachteil für uns war, dass man dort nur französisch spricht und unsere Fähigkeiten in dieser Sprache sehr spärlich sind… Trotzdem wurde es eine sehr interessante und ausführliche Führung durch große Teile des in den Kämpfen stark beschädigten Werkes. Nach über 2 Stunden Rundgang und einer entsprechend hohen Zahl an Fotos, ging es für uns weiter in den Ort Marbotte. Im dortigen Rathaus befindet sich ein kleines Museum zu den Kämpfen in der Gegend von 14 – 18. Die Sammlung ist sehr umfangreich und höchst informativ. Ein Besuch, der sich auf jeden Fall lohnt. Auch zum Thema Fort Liouville gibt es dort sehr viele Informationen.
Nun wurde es für uns Zeit, die Rückfahrt anzutreten, für die wir uns natürlich auch noch einige Ziele zurecht gelegt hatten. Nach einem Stopp am deutschen Soldatenfriedhof St.Mihiel, machten wir uns erfolgreich auf die Suche nach dem ehemaligen Grab des Majors Staubwasser. Danach gab es noch einige Bunker in mittelbarer Nähe zu unserer Route. Pünktlich erreichten wir unser Hotel und schlossen den Tag mit dem EM-Spiel ab.
Tag 3:
Gleichzeitig auch schon wieder der letzte Tag unserer Tour. Nach dem Auschecken führte uns der Weg zum Beinhaus. Dort suchten wir nach neuer Lektüre, leider ohne Erfolg. Unser nächstes Ziel war der deutsche Friedhof Azannes II. Über einen Internetkontakt erfuhr ich von der Geschichte des Josef Ruthingsdorfer. Ein Bekannter seines Großenkels hatte im Netz nach der Geschichte recherchiert und war auf meine Seite gestoßen. Bekannt war, dass er am 23.06.16 bei den Kämpfen auf der Thiaumonthöhe gefallen war und dass er auf Azannes II. beerdigt sein sollte. Es wurde mir auch eine Nummer des Grabes genannt. Aber keiner aus der Familie war bisher dort und es gab auch keine Bilder. Da mich diese Geschichte sehr interessierte, versprach ich, auf meiner nächsten Tour nach dem Grab zu suchen. Leider war die angegebene Nummer falsch und das ausliegende Verzeichnis führte ihn zwar an, jedoch ohne Hinweis auf die Lage. Es blieb uns nichts anderes übrig als die Gräberreihen einzeln abzulaufen. Nach über einer halben Stunde konzentrierter Suche, stießen wir dann endlich auf das Kreuz, natürlich an einer vollkommen anderen Stelle als angegeben. Trotzdem sehr froh darüber, das Grab doch noch gefunden zu haben, machten wir ausgiebig Fotos, um dann zügig weiter zum nächsten Ziel zu gelangen.
Nach vielen deutschen Bunkern in den umliegenden Wäldern stand unser letzter größerer Ausflug in den Wald an. Da ich bereits im April eine Tour zu den Doppelhöhen von Ornes gemacht hatte, aber lange nicht alles Interessante sehen konnte, wollten wir uns an den Hängen der Höhe 307 nochmal genauer umsehen. Das regnerische Wetter der Vortage, total verschlammte Wege und die dichte Vegetation machten es uns allerdings sehr schwer. Hinzu kamen natürlich auch wieder die sehr aggressiven Mücken, die sich auch von literweise Autan nicht abhalten ließen, uns sogar durch die Kleidung zu stechen.
Da wir unter diesen Umständen kaum eine Chance hatten, weitere Bunker aufzuspüren, brachen wir nach etwa zwei Stunden ab.
Zum Abschluss der Tour stand nun noch der Besuch einer Bunkergruppe im Wald von Gincrey, südlich von Spincourt an. Die teilweise sehr sehenswerten Bunker waren jedoch allesamt vollgelaufen, sodass ein Betreten leider ausgeschlossen war. Am Waldrand waren noch Reste einer Artilleriestellung und viele Verbindungsgräben auszumachen. Insgesamt ein lohnenswerter Abschluss. Da die Zeit drängte, brachen wir nach etwa einer Stunde ab, um die Heimreise anzutreten. Schließlich ging unsere Arbeitswoche am folgenden Tag früh morgens weiter und es lag noch eine mindestens 4-stündige Autofahrt vor uns. Die weiteren Bunker in diesem Bereich werden dann in einer der nächsten Touren von uns aufgesucht.
Die Tour war meiner Meinung nach sehr erfolgreich. Auch wenn drei Tage verhältnismäßig kurz sind, so gelang uns doch durch eine gute Vorplanung viele Punkte ab zu arbeiten. Leider war der erste Tag ziemlich verregnet und machte es uns schwer, brauchbare Fotos außerhalb der Anlagen zu schießen.
Entsprechend der Jahreszeit lag der Schwerpunkt auf dem Besuch verschiedener Forts und Bunkergruppen, was sich auch als sehr vernünftig herausstellte.
Zusammen mit meinem Freund Oliver Meinert, mit dem das mittlerweile schon die 5. Tour war, kam auch der Spaß nicht zu kurz, sodass wir trotz der Ernsthaftigkeit des Themas, immer wieder viel zu lachen hatten. An dieser Stelle auch nochmal meinen besten Dank für die tolle Planung!